Iraq-War & the Medias: Lasst das Licht brennen, Kinder
Es ist Krieg, und wir begehren, auf Sendung zu bleiben. Das Fernsehen inszeniert den Sturm auf Bagdad als blutige Echtzeit-Unterhaltung.
Peter Kümmel bringts auf den Punkt im Feuilleton von "Die Zeit":
Zurück zu CNN. Becky schaltet zu Wolf und Wolf zu Christiane und Tim zu Tom und Jim zu Mike und Michael zu Maggie, sie fahren alle Achsen des Guten und des Bösen hinauf und hinab von Washington über Amman nach New York und Kairo bis Bagdad, sie umrunden den Diktator und kesseln ihn ein, aber Walter Benjamins Explosion ist immer anderswo, und statt zwischen weit verzweigten Trümmern abenteuerliche Reisen zu unternehmen, müssen wir kleinlaut zurück in unsere Büros, TV-Studios, Hotelzimmer und guten Stuben. Der Film, der uns einst befreit hatte, weist uns in die Schranken.
Und hier saßen wir und fürchteten uns. Und nicht das Bild, sondern das Wort brachte uns den Eindruck vom Krieg: „Wieder eine Bombe, ’s ist unglaublich! Woah, Sie werden es gleich hören, jetzt kommt die Druckwelle!“, rief die Männerstimme. Und der Moderator sprach: „So hat also unser Korrespondent Ulrich Tilgner live in der heute-Sendung um 19 Uhr diesen Angriff erlebt.“
Am ersten Kriegswochenende kam dann aber der Showmaster Thomas Gottschalk und sprengte von der neutralen Schweiz aus unsere Kerkerwelt mit einem wunderbaren Satz: „Wenn die Kinder sich fürchten, lässt man das Licht an.“ Wenn die Kleinen fürchten, erwachsen werden zu müssen, soll man Wetten, dass…? senden.
Seitdem brennt in Deutschland das Licht, und wir dürfen weiterhin als das Volk gelten, das beschlossen hat, für immer KIND zu bleiben. In Luzern sagte Gottschalk noch, was zurzeit alle Moderatoren sagen, stay with us. Jede drastische Veränderung im Irak wird man uns natürlich sofort mitteilen, und über das übliche Sterben wird uns heute spezial auf den letzten Stand bringen. ...
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Peter Kümmel bringts auf den Punkt im Feuilleton von "Die Zeit":
Zurück zu CNN. Becky schaltet zu Wolf und Wolf zu Christiane und Tim zu Tom und Jim zu Mike und Michael zu Maggie, sie fahren alle Achsen des Guten und des Bösen hinauf und hinab von Washington über Amman nach New York und Kairo bis Bagdad, sie umrunden den Diktator und kesseln ihn ein, aber Walter Benjamins Explosion ist immer anderswo, und statt zwischen weit verzweigten Trümmern abenteuerliche Reisen zu unternehmen, müssen wir kleinlaut zurück in unsere Büros, TV-Studios, Hotelzimmer und guten Stuben. Der Film, der uns einst befreit hatte, weist uns in die Schranken.
Und hier saßen wir und fürchteten uns. Und nicht das Bild, sondern das Wort brachte uns den Eindruck vom Krieg: „Wieder eine Bombe, ’s ist unglaublich! Woah, Sie werden es gleich hören, jetzt kommt die Druckwelle!“, rief die Männerstimme. Und der Moderator sprach: „So hat also unser Korrespondent Ulrich Tilgner live in der heute-Sendung um 19 Uhr diesen Angriff erlebt.“
Am ersten Kriegswochenende kam dann aber der Showmaster Thomas Gottschalk und sprengte von der neutralen Schweiz aus unsere Kerkerwelt mit einem wunderbaren Satz: „Wenn die Kinder sich fürchten, lässt man das Licht an.“ Wenn die Kleinen fürchten, erwachsen werden zu müssen, soll man Wetten, dass…? senden.
Seitdem brennt in Deutschland das Licht, und wir dürfen weiterhin als das Volk gelten, das beschlossen hat, für immer KIND zu bleiben. In Luzern sagte Gottschalk noch, was zurzeit alle Moderatoren sagen, stay with us. Jede drastische Veränderung im Irak wird man uns natürlich sofort mitteilen, und über das übliche Sterben wird uns heute spezial auf den letzten Stand bringen. ...
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Cyberwriter - 2. Apr, 01:10 - war
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