Mit BildungsBlogs lässt sich das Lernen vernetzen
Ein Weblog oder «Blog» ist eine oft aktualisierte, chronologische Publikation von persönlichen Gedanken und Links im Internet, welche praktisch ohne technische Vorkenntnisse erstellt werden kann. So viel zur traditionellen Weblog-Definition. Wenn allerdings mehrere Personen wie Schüler, Studentinnen, Lehrer und Professoren Beiträge und Kommentare im selben Blog veröffentlichen, wird das Blog zu einem äusserst vielseitig einsetzbaren Lehr- und Lern-Tool.
Von Marie Jubin
Neben den ganz traditionellen Einsatzgebieten für thematische Weblogs bieten Blogs im Unterricht aber auch neue Möglichkeiten: «Spezifisch im Bildungsbereich könnten Weblogs als metareflexive Lernjournale eingesetzt werden, beispielsweise begleitend zu Online-Kursen. Generell stellen sie eine Möglichkeit dar, die eigene Forschung, das Lernen oder die Ergebnisse eigener Arbeit mit relativ wenig Aufwand zu publizieren und anderen zugänglich zu machen», erklärt Stephan Mosel, Betreiber des BildungsBlogs (Ein Community-Weblog rund um Bildung, Lernen und Lehren) und Student der Erwachsenenbildung an der Justus-Liebig-Universität Giessen.
Perspektivische Wahrheiten
Vernetzt versus linear also, dies scheinen unbestrittene Pluspunkte eines didaktischen Weblog-Einsatzes zu sein. Informationstiefe und Informationsdichte können beliebig und nach Bedarf angepasst werden. Die Informationen müssen quasi selbst «komponiert» werden. Und man verlässt dadurch immer wieder den traditionellen Frontal-Unterrichts-Ansatz. «Im Gegensatz zu traditionellen Unterrichtsmethoden sind Weblogs viel offener, es gibt keine feste Abgrenzung nach aussen. Durch die Vielzahl von Meinungen und Verweisen in der Blogosphäre könnten Lerner ein Gefühl dafür entwickeln, dass Wahrheiten oft sehr perspektivisch sind, und dass immer ein weiteres Moment an sie anknüpft», so Mosel weiter.
Besagte Offenheit scheint ihrerseits aber ausgerechnet in Schulen und Gymnasien auch Probleme zu verursachen: «Viele Schüler sind in der Oberstufe schon so nachhaltig durch die Schule sozialisiert worden, dass sie nicht nach der Produktion eigenen Wissens, sondern nach der Reproduktion formalisierten Wissens streben. Oft fehlen ihnen allerdings auch die entsprechenden Lernpraktiken, um sich Wissen selbst gesteuert aneignen zu können», erläutert Mosel. Dies bekommt eine umso grössere Bedeutung, denkt man doch daran, dass traditionelles Lehren und Lernen oftmals immer noch auf einer Weitergabe anerkannten Experten-Wissens beruht und nur in den wenigsten Fällen Wissen oder dessen Vermittlung bereits als gemeinschaftlicher Entstehungsprozess verstanden wird.
Reflexion und Explikation
Besseres Lernen durch Kommunizieren, Kritisieren, Diskutieren, Reflektieren und Informationen mit(zu)teilen? Weblog-Technologie impliziert genau diese Schritte: «Grosses Gewicht würde ich auch dem reflexiven Moment des Webloggens zuweisen: Ein Weblog zu schreiben, heisst immer auch, in Distanz zu sich selbst zu gehen, um in einem Weblog als Lernjournal beispielsweise das eigene Wissen und die eigene Lernpraxis zu reflektieren», so Mosel. «Dies kann dabei hilfreich sein, das Lernen selbst zu lernen oder zu optimieren. Weiterhin hat das Publizieren im Netz natürlich auch eine sozialpsychologische Komponente, da man beobachtbar ist. Der Versuch, eigenes Wissen gegenüber anderen auch explizieren zu können, führt oft schon zum Lernen oder kann zumindest ein Anstoss für Lernprozesse sein.» Nun wäre es sicherlich vermessen zu behaupten, dass die Besonderheiten der Weblog-Technologien auch automatisch mit einer Verbesserung heutiger Lehr- und Lernprozesse einhergehen. Es fehlt eindeutig noch an praktischen Anwendungen. Und vor allem fehlt es immer wieder am Willen, eingefahrene Lehr- und Lernmuster zu überdenken und Neues auszuprobieren. Apropos «schulmeisterlich» – denn wie ein gewisser Goethe schon sagte: «Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.»
http://bildung.twoday.net/
http://weblogs.design.fh-aachen.de/owrede/
http://randgaenge.net/
© 2003 National Zeitung und Basler Nachrichten AG
Von Marie Jubin
Neben den ganz traditionellen Einsatzgebieten für thematische Weblogs bieten Blogs im Unterricht aber auch neue Möglichkeiten: «Spezifisch im Bildungsbereich könnten Weblogs als metareflexive Lernjournale eingesetzt werden, beispielsweise begleitend zu Online-Kursen. Generell stellen sie eine Möglichkeit dar, die eigene Forschung, das Lernen oder die Ergebnisse eigener Arbeit mit relativ wenig Aufwand zu publizieren und anderen zugänglich zu machen», erklärt Stephan Mosel, Betreiber des BildungsBlogs (Ein Community-Weblog rund um Bildung, Lernen und Lehren) und Student der Erwachsenenbildung an der Justus-Liebig-Universität Giessen.
Perspektivische Wahrheiten
Vernetzt versus linear also, dies scheinen unbestrittene Pluspunkte eines didaktischen Weblog-Einsatzes zu sein. Informationstiefe und Informationsdichte können beliebig und nach Bedarf angepasst werden. Die Informationen müssen quasi selbst «komponiert» werden. Und man verlässt dadurch immer wieder den traditionellen Frontal-Unterrichts-Ansatz. «Im Gegensatz zu traditionellen Unterrichtsmethoden sind Weblogs viel offener, es gibt keine feste Abgrenzung nach aussen. Durch die Vielzahl von Meinungen und Verweisen in der Blogosphäre könnten Lerner ein Gefühl dafür entwickeln, dass Wahrheiten oft sehr perspektivisch sind, und dass immer ein weiteres Moment an sie anknüpft», so Mosel weiter.
Besagte Offenheit scheint ihrerseits aber ausgerechnet in Schulen und Gymnasien auch Probleme zu verursachen: «Viele Schüler sind in der Oberstufe schon so nachhaltig durch die Schule sozialisiert worden, dass sie nicht nach der Produktion eigenen Wissens, sondern nach der Reproduktion formalisierten Wissens streben. Oft fehlen ihnen allerdings auch die entsprechenden Lernpraktiken, um sich Wissen selbst gesteuert aneignen zu können», erläutert Mosel. Dies bekommt eine umso grössere Bedeutung, denkt man doch daran, dass traditionelles Lehren und Lernen oftmals immer noch auf einer Weitergabe anerkannten Experten-Wissens beruht und nur in den wenigsten Fällen Wissen oder dessen Vermittlung bereits als gemeinschaftlicher Entstehungsprozess verstanden wird.
Reflexion und Explikation
Besseres Lernen durch Kommunizieren, Kritisieren, Diskutieren, Reflektieren und Informationen mit(zu)teilen? Weblog-Technologie impliziert genau diese Schritte: «Grosses Gewicht würde ich auch dem reflexiven Moment des Webloggens zuweisen: Ein Weblog zu schreiben, heisst immer auch, in Distanz zu sich selbst zu gehen, um in einem Weblog als Lernjournal beispielsweise das eigene Wissen und die eigene Lernpraxis zu reflektieren», so Mosel. «Dies kann dabei hilfreich sein, das Lernen selbst zu lernen oder zu optimieren. Weiterhin hat das Publizieren im Netz natürlich auch eine sozialpsychologische Komponente, da man beobachtbar ist. Der Versuch, eigenes Wissen gegenüber anderen auch explizieren zu können, führt oft schon zum Lernen oder kann zumindest ein Anstoss für Lernprozesse sein.» Nun wäre es sicherlich vermessen zu behaupten, dass die Besonderheiten der Weblog-Technologien auch automatisch mit einer Verbesserung heutiger Lehr- und Lernprozesse einhergehen. Es fehlt eindeutig noch an praktischen Anwendungen. Und vor allem fehlt es immer wieder am Willen, eingefahrene Lehr- und Lernmuster zu überdenken und Neues auszuprobieren. Apropos «schulmeisterlich» – denn wie ein gewisser Goethe schon sagte: «Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.»
http://bildung.twoday.net/
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Cyberwriter - 26. Jun, 14:06 - Presse
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