Der Krieg im Netz: Private Weblogs bieten alternative News
Dass sich das Internet mittlerweile zum Informationsmedium emanzipiert hat, hat es seit Beginn des Krieges im Irak einmal mehr gezeigt. Das Internet ermöglicht eine schnelle Weitergabe der Informationen, eine 360-Grad-Rund-umsicht, unerreicht durch die «old Medias». Doch diesmal sind nicht nur News- und offizielle Behördenseiten Ziel der Surferinnen und Surfer, auch private Weblogs werden als Diskurs- bzw. Informationsmedium entdeckt.
Noch nie wurden in einem Krieg so viele Informationen vermittelt, gleichzeitig hatte man noch nie das Gefühl, so schlecht informiert zu sein. Der Krieg im Irak findet eingebettet in Logos und Ohrwurm-Melodien auf den Fernsehschirmen statt. CNN lebt aus der Konserve: Gibt es keine neuen Bilder, wiederholt man die letzten Einschläge in Endlosschlaufe. Bilder von gefangengenommenen und getöteten Soldaten werden zensiert. Informationen werden aneinandergereiht, wieder dementiert: neun Tage Krieg - grüne Bilder und gefilterte Informationen.
Zahlreiche Weblogs versuchen der allgemeinen Informationsverwirrung entgegenzuwirken und stellen von ihnen als lesenswert eingestufte Informationen anderen zur Verfügung. Eine alternative Newsquelle im Netz, seien es private Weblogs, die Weblogs der «embedded journalists», Weblogs, die sich «in Depth Coverage» auf die Fahnen geschrieben haben, oder auch die Blogger für den Krieg. Alle tragen dazu bei, ein umfassenderes Gesamtbild zu entwerfen, Zensur zu umgehen, Nachrichten zu interpretieren.
Besondere Aufmerksamkeit hat die Webcommunity in den letzten Tagen auf einen Blogger aus Bagdad geworfen. Salam Pax (eine Übersetzung des Wortes Frieden auf Arabisch und Lateinisch) soll der einzige Blogger aus Irak sein. In seinem Weblog «Where is Read?» sind die Informationen jenseits von CNN und BBC. Ist Salam echt? Eine schwierige Frage. Es kursieren Gerüchte, er sei ein Propagandatrick. Blogger wie Paul Boutin oder Di Cavour sind sich sicher, dass Salam echt sei. Er selbst schreibt: «Please stop sending emails asking if I were for real, don't belive it? then don't read it. I am not anybody's propaganda ploy, well except my own. Two more hours untill the B52's get to Iraq.» Am 24. 3. hat sich Salam Pax (hoffentlich nur vorläufig) zum letzten Mal gemeldet.
Auch einige Journalisten führen ein eigenes Weblog respektive Warblog. So bis vor kurzer Zeit der CNN-Mitarbeiter Kevin Sites, der dann allerdings von CNN gebeten wurde seine Tätigkeit einzustellen, da sein Weblog mit seiner Arbeit für CNN nicht zu vereinbaren sei. Oder der freie Journalist Christopher Allbritton, der in den Nordirak gehen möchte um dort zu berichten und dafür in seinem Warblog neben Informationen auch Geld sammelt. Aber auch die sogenannten «embedded journalists» bloggen, jene von den Armeen offiziell zugelassenen Journalisten, die sich bei den Truppen der «Koalition» im Irak befinden. Beobachtet werden in letzter Zeit auch Zusammenschlüsse von verschiedenen Bloggern zu eigentlichen Informations-portalen, um der Informationsflut Herr zu werden.
Es finden sich aber auch zahlreiche Warblogs, die die Meinungen der anderen Seite widerspiegeln: Da ist beispielsweise der US-Sergeant, der ein Front-Tagebuch führt mit dem signifikanten Namen «Sergeant John Strykers Daily Briefing». Und auch Lt. Smash - «Live from the Sandbox» - berichtet von der Front. - Und die Nachteile der Kriegsberichterstattung online? Es ist gewiss nicht einfach, sich in der Fülle von Kommentaren und Meinungen zurechtzufinden. Die Link-Sammlungen und Info-Zusammenfassungen helfen beim Überblick, nur könnte bereits ein Tippfehler in der «Google-Suche» besagte Information unauffindbar machen.
Und doch überwiegen dieVorteile. Man denke an an die persönlich formulierten Berichte, die den Leser eher «berühren» als Diskussionsrunden mit Militärexperten. Wichtig ist, dass die Journalisten offensichtlich die Interaktivität, die Funktionsmechanismen des Internet endlich «begriffen» haben. Und sie zu nutzen wissen. Die Warblogs zeigen, dass das Internet ein wirksames Instrument sein kann, um Schreiber und Leser zusammenzubringen.
Copyright 2003 - JuM - Basler Zeitung
Noch nie wurden in einem Krieg so viele Informationen vermittelt, gleichzeitig hatte man noch nie das Gefühl, so schlecht informiert zu sein. Der Krieg im Irak findet eingebettet in Logos und Ohrwurm-Melodien auf den Fernsehschirmen statt. CNN lebt aus der Konserve: Gibt es keine neuen Bilder, wiederholt man die letzten Einschläge in Endlosschlaufe. Bilder von gefangengenommenen und getöteten Soldaten werden zensiert. Informationen werden aneinandergereiht, wieder dementiert: neun Tage Krieg - grüne Bilder und gefilterte Informationen.
Zahlreiche Weblogs versuchen der allgemeinen Informationsverwirrung entgegenzuwirken und stellen von ihnen als lesenswert eingestufte Informationen anderen zur Verfügung. Eine alternative Newsquelle im Netz, seien es private Weblogs, die Weblogs der «embedded journalists», Weblogs, die sich «in Depth Coverage» auf die Fahnen geschrieben haben, oder auch die Blogger für den Krieg. Alle tragen dazu bei, ein umfassenderes Gesamtbild zu entwerfen, Zensur zu umgehen, Nachrichten zu interpretieren.
Besondere Aufmerksamkeit hat die Webcommunity in den letzten Tagen auf einen Blogger aus Bagdad geworfen. Salam Pax (eine Übersetzung des Wortes Frieden auf Arabisch und Lateinisch) soll der einzige Blogger aus Irak sein. In seinem Weblog «Where is Read?» sind die Informationen jenseits von CNN und BBC. Ist Salam echt? Eine schwierige Frage. Es kursieren Gerüchte, er sei ein Propagandatrick. Blogger wie Paul Boutin oder Di Cavour sind sich sicher, dass Salam echt sei. Er selbst schreibt: «Please stop sending emails asking if I were for real, don't belive it? then don't read it. I am not anybody's propaganda ploy, well except my own. Two more hours untill the B52's get to Iraq.» Am 24. 3. hat sich Salam Pax (hoffentlich nur vorläufig) zum letzten Mal gemeldet.
Auch einige Journalisten führen ein eigenes Weblog respektive Warblog. So bis vor kurzer Zeit der CNN-Mitarbeiter Kevin Sites, der dann allerdings von CNN gebeten wurde seine Tätigkeit einzustellen, da sein Weblog mit seiner Arbeit für CNN nicht zu vereinbaren sei. Oder der freie Journalist Christopher Allbritton, der in den Nordirak gehen möchte um dort zu berichten und dafür in seinem Warblog neben Informationen auch Geld sammelt. Aber auch die sogenannten «embedded journalists» bloggen, jene von den Armeen offiziell zugelassenen Journalisten, die sich bei den Truppen der «Koalition» im Irak befinden. Beobachtet werden in letzter Zeit auch Zusammenschlüsse von verschiedenen Bloggern zu eigentlichen Informations-portalen, um der Informationsflut Herr zu werden.
Es finden sich aber auch zahlreiche Warblogs, die die Meinungen der anderen Seite widerspiegeln: Da ist beispielsweise der US-Sergeant, der ein Front-Tagebuch führt mit dem signifikanten Namen «Sergeant John Strykers Daily Briefing». Und auch Lt. Smash - «Live from the Sandbox» - berichtet von der Front. - Und die Nachteile der Kriegsberichterstattung online? Es ist gewiss nicht einfach, sich in der Fülle von Kommentaren und Meinungen zurechtzufinden. Die Link-Sammlungen und Info-Zusammenfassungen helfen beim Überblick, nur könnte bereits ein Tippfehler in der «Google-Suche» besagte Information unauffindbar machen.
Und doch überwiegen dieVorteile. Man denke an an die persönlich formulierten Berichte, die den Leser eher «berühren» als Diskussionsrunden mit Militärexperten. Wichtig ist, dass die Journalisten offensichtlich die Interaktivität, die Funktionsmechanismen des Internet endlich «begriffen» haben. Und sie zu nutzen wissen. Die Warblogs zeigen, dass das Internet ein wirksames Instrument sein kann, um Schreiber und Leser zusammenzubringen.
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Cyberwriter - 13. Mai, 14:25 - Presse
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