«Weblogs als Methoden für netzbasierte Lernarrangements»
Interview mit Stephan Mosel, Betreiber des BildungsBlogs (Ein Community-Weblog rund um Bildung, Lernen und Lehren) und Student der Erwachsenenbildung an der Justus-Liebig-Universität Giessen.
«Weblogs als Methoden für netzbasierte Lernarrangements»
BaZ: Weblogs im Unterricht sind im deutschsprachigen Raum noch kaum im Einsatz. Woran könnte das liegen?
Stephan Mosel: Deutsche Pädagogik zeichnet sich meist durch eine nicht unerhebliche Reformresistenz aus, welche Entwicklungen jeglicher Art entweder kritisch zu beäugen oder unreflektiert zu euphorisieren scheint. Auch scheint man am explorativen Einsatz neuer Methoden nur bedingt interessiert zu sein. Ein weiteres Problem ist sicher auch die Tatsache, dass Weblogs im deutschen Raum noch nicht so verbreitet sind, wie es manchmal den Anschein hat. Deutschlandweit ist wohl von einigen wenigen tausend aktiven Webloggern auszugehen. Gemessen an der Zahl aktiver Internet-Nutzerinnen und -Nutzer ist das sehr wenig.
Mir selbst sind nur wenige Weblogs von Lehrern und Lehrerinnen in der deutschen Sprache bekannt; Nina Pfeil (Internet: http://www.ninapfeil.de/) exploriert gerade auch den Einsatz eines Weblogs mit einer Oberstufenklasse.
Und inwiefern gibt es da Unerschiede im Vergleich zum englisch-amerikanischen Raum?
Im englischsprachigen Raum gibt es eine beachtliche Zahl von EduBloggern, als zentrale Anlaufstellen wären beispielsweise das EduBloggers Network (bayareawritingproject.org/ebn/) oder Open-Education.org zu nennen. Grundsätzlich scheint mir die US-amerikanische Diskussion zum Thema funktionsorientierter zu sein, so werden auch eher instruktionalistische Ansätze verfolgt. Diese finden sich teilweise auch in der Diskussion zu Edublogs wieder, beispielsweise, wenn lang und breit durchgekaut wird, welche Funktionen denn nun «das perfekte» Lernblog aufweisen müsste.
Diese Haltung erscheint mir persönlich teilweise zu objektivierend, denn «das» perfekte Tool kann und wird es nicht geben. Ähnlich überhöhte Erwartungen wurden auch schon an die Verwendung anderer Technologien im Unterricht gestellt, sei es nun das Schulfernsehen oder der Einsatz des Internets generell. Dies kann jedoch niemals zu einem effektiveren Lernen «per se» führen. Thematisiert werden muss ein didaktisch sachgerechter Einsatz. Gerade hier steht noch ein Theoriedefizit im deutschen wie im englischen Sprachraum ins Haus. Die momentan laufenden, meist eher explorativen Ansätze könnten wichtige Erkenntisse für eine noch zu leistende Systematisierung des Gegenstandes hervorbringen.
Wie sieht es mit dem Einsatz in universitären Bereichen aus?
Ähnlich wie der Einsatz in schulischen Bereichen auch, hinzu käme noch, dass ein Weblog auch Forschungsabläufe dokumentieren und thematisieren kann, um auch auf dem Netz einen akademischen Diskurs zu etablieren. Auch die oben erwähnten Probleme des offenen, selbst gesteuerten Lernens düften bei Studierenden zumindest nur in abgeschwächter Form zu finden sein.
Aber auch Lehrpersonen und Professoren könnten «bloggen»? Nicht nur die Schüler- respektive Studentenschaft?
Grundsätzlich sind es im Bildungsbereich ja gerade die Lehrer und Professoren, welche selbst ein Weblog führen und dies dann unter Umständen auch in der Lehre einsetzen und es ihren Lernern näher bringen wollen. Aber auch hier sieht es im deutschsprachigen Raum noch eher spärlich aus. Ein sehr aktiver EduBlogger, welcher Weblogs auch seminarbegleitend einsetzt, ist Oliver Wrede (Internet: http://weblogs.design.fh-aachen.de/owrede/) vom Fachbereich Design der FH Aachen.
Gibt es denn auch Vorurteile oder Vorbehalte gegen den Einsatz von Weblogs?
Weblogs wird oft vorgeworfen, sie seien zu flüchtig, und würden zu viele halbfertige, noch in der Entwicklung befindliche Ideen artikulieren. Weiterhin setzen sie gewisse Anforderungen, sich auf sehr offene, nicht mehr hierarchisch strukturierte und teilweise kaum zu überblickende Diskurse einzulassen.
Und was sollte, könnte, kann man diesen Vorurteilen entgegensetzen?
Dem könnte man entgegensetzen, dass ein postmodernes Wissen vielleicht auch von genau dieser Gestalt ist, das Medium somit also der Art der Inhalte geradezu gerecht wird. Die Ausbildung entsprechender Internetkompetenzen und Lernpraktiken wäre nun ein wichtiger nächster Schritt. Auch das Lernen mit Weblogs will erlernt sein. Selbst gesteuerte Lernkulturen spriessen nicht von selbst aus dem Boden; Aufgabe einer Pädagogik könnte es sein, diese in den Aussenbereichen zu strukturieren und durch die Vermittlung entsprechender Lernpraktiken zu etablieren, um damit einen Rahmen zu setzen.
Welche Entwicklung im Bezug auf Weblogs im Bildungsbereich erwarten Sie für die nächste Zeit?
Ich bin gespannt, ob es zu einem «Durchbruch» von Weblogs im deutschsprachigen Bildungsbereich kommen wird, oder ob der Hype wieder abflaut. So oder so wird der Hype wohl einer kritischen Betrachtung und Systematisierung der Anwendungsmöglichkeiten weichen. Weblogs werden das Bildungswesen sicherlich nicht revolutionieren, könnten sich jedoch als Methoden im Einsatz netzbasierter Lernarrangements etablieren.
Interview Marie Jubin
http://bildung.twoday.net
Linkliste EduBlogs
Basel. BaZ. Hier finden Sie eine Link-Liste zum Thema "EduBlogs - Weblogs im Bildungsbereich. (Bei der Liste habdelt es sich um eine Auswahl.)
Das BildungsBlog
http://bildung.twoday.net/
Weblog von Sebastian Fiedler:
http://seblogging.cognitivearchitects.com/
Weblog von Oliver Wrede
http://weblogs.design.fh-aachen.de/owrede/
Publikation von Oliver Wrede: Weblogs and Discourse (anlässlich der BlogTalk-Konferenz von 23.-24.5. in Wien) http://weblogs.design.fh-aachen.de/owrede/publikationen/weblogs_and_discourse
Homepage der BlogTalk-Konferenz in Wien (23.-24.5.2003)
htp://blogtalk.net
Educational Bloggers Network eBN:
http://www.bayareawritingproject.org/eBn/
Lernen im Web EB Zürich (Verschiedene Blogs)
http://pinguino.eb-wolfbach.ch/lehrgangm/gabriela/blog/
http://pinguino.eb-zuerich.ch/it4911/blog/
http://pinguino.eb-zuerich.ch/lehrgangb04/blog/
EduBlogs - Weblogs in Education (Übersicht) http://wwwtools.cityu.edu.hk/news/newslett/edublogs.htm
Seb's Open Research (Sébastien Paquet)
http://radio.weblogs.com/0110772/
Mathemagenic (...giving birth to Learning) (Lilia Efimova)
http://blog.mathemagenic.com/
Weblogs at Harvard Law
http://blogs.law.harvard.edu/
ASUonline Weblog
http://hitchcock.dlt.asu.edu/blogs/asuonline/
Weblogs der Brooklyn International Highschool (Joe Luft)
http://www.brooklyninternational.org/jluft/
eSchoolNEWS online
http://www.eschoolnews.com/
SchoolBlogs:
http://www.schoolblogs.com/
Middlebury College Weblogs:
http://wl.middlebury.edu/
Weblog-ed:
http://www.weblogg-ed.com
Grosse Link-Sammlung zu EduBlogs und Blogs in Education:
http://alterego.manilasites.com/stories/storyReader$212
© 2003 National Zeitung und Basler Nachrichten AG - Erschienen am 15.6.2003
«Weblogs als Methoden für netzbasierte Lernarrangements»
BaZ: Weblogs im Unterricht sind im deutschsprachigen Raum noch kaum im Einsatz. Woran könnte das liegen?
Stephan Mosel: Deutsche Pädagogik zeichnet sich meist durch eine nicht unerhebliche Reformresistenz aus, welche Entwicklungen jeglicher Art entweder kritisch zu beäugen oder unreflektiert zu euphorisieren scheint. Auch scheint man am explorativen Einsatz neuer Methoden nur bedingt interessiert zu sein. Ein weiteres Problem ist sicher auch die Tatsache, dass Weblogs im deutschen Raum noch nicht so verbreitet sind, wie es manchmal den Anschein hat. Deutschlandweit ist wohl von einigen wenigen tausend aktiven Webloggern auszugehen. Gemessen an der Zahl aktiver Internet-Nutzerinnen und -Nutzer ist das sehr wenig.
Mir selbst sind nur wenige Weblogs von Lehrern und Lehrerinnen in der deutschen Sprache bekannt; Nina Pfeil (Internet: http://www.ninapfeil.de/) exploriert gerade auch den Einsatz eines Weblogs mit einer Oberstufenklasse.
Und inwiefern gibt es da Unerschiede im Vergleich zum englisch-amerikanischen Raum?
Im englischsprachigen Raum gibt es eine beachtliche Zahl von EduBloggern, als zentrale Anlaufstellen wären beispielsweise das EduBloggers Network (bayareawritingproject.org/ebn/) oder Open-Education.org zu nennen. Grundsätzlich scheint mir die US-amerikanische Diskussion zum Thema funktionsorientierter zu sein, so werden auch eher instruktionalistische Ansätze verfolgt. Diese finden sich teilweise auch in der Diskussion zu Edublogs wieder, beispielsweise, wenn lang und breit durchgekaut wird, welche Funktionen denn nun «das perfekte» Lernblog aufweisen müsste.
Diese Haltung erscheint mir persönlich teilweise zu objektivierend, denn «das» perfekte Tool kann und wird es nicht geben. Ähnlich überhöhte Erwartungen wurden auch schon an die Verwendung anderer Technologien im Unterricht gestellt, sei es nun das Schulfernsehen oder der Einsatz des Internets generell. Dies kann jedoch niemals zu einem effektiveren Lernen «per se» führen. Thematisiert werden muss ein didaktisch sachgerechter Einsatz. Gerade hier steht noch ein Theoriedefizit im deutschen wie im englischen Sprachraum ins Haus. Die momentan laufenden, meist eher explorativen Ansätze könnten wichtige Erkenntisse für eine noch zu leistende Systematisierung des Gegenstandes hervorbringen.
Wie sieht es mit dem Einsatz in universitären Bereichen aus?
Ähnlich wie der Einsatz in schulischen Bereichen auch, hinzu käme noch, dass ein Weblog auch Forschungsabläufe dokumentieren und thematisieren kann, um auch auf dem Netz einen akademischen Diskurs zu etablieren. Auch die oben erwähnten Probleme des offenen, selbst gesteuerten Lernens düften bei Studierenden zumindest nur in abgeschwächter Form zu finden sein.
Aber auch Lehrpersonen und Professoren könnten «bloggen»? Nicht nur die Schüler- respektive Studentenschaft?
Grundsätzlich sind es im Bildungsbereich ja gerade die Lehrer und Professoren, welche selbst ein Weblog führen und dies dann unter Umständen auch in der Lehre einsetzen und es ihren Lernern näher bringen wollen. Aber auch hier sieht es im deutschsprachigen Raum noch eher spärlich aus. Ein sehr aktiver EduBlogger, welcher Weblogs auch seminarbegleitend einsetzt, ist Oliver Wrede (Internet: http://weblogs.design.fh-aachen.de/owrede/) vom Fachbereich Design der FH Aachen.
Gibt es denn auch Vorurteile oder Vorbehalte gegen den Einsatz von Weblogs?
Weblogs wird oft vorgeworfen, sie seien zu flüchtig, und würden zu viele halbfertige, noch in der Entwicklung befindliche Ideen artikulieren. Weiterhin setzen sie gewisse Anforderungen, sich auf sehr offene, nicht mehr hierarchisch strukturierte und teilweise kaum zu überblickende Diskurse einzulassen.
Und was sollte, könnte, kann man diesen Vorurteilen entgegensetzen?
Dem könnte man entgegensetzen, dass ein postmodernes Wissen vielleicht auch von genau dieser Gestalt ist, das Medium somit also der Art der Inhalte geradezu gerecht wird. Die Ausbildung entsprechender Internetkompetenzen und Lernpraktiken wäre nun ein wichtiger nächster Schritt. Auch das Lernen mit Weblogs will erlernt sein. Selbst gesteuerte Lernkulturen spriessen nicht von selbst aus dem Boden; Aufgabe einer Pädagogik könnte es sein, diese in den Aussenbereichen zu strukturieren und durch die Vermittlung entsprechender Lernpraktiken zu etablieren, um damit einen Rahmen zu setzen.
Welche Entwicklung im Bezug auf Weblogs im Bildungsbereich erwarten Sie für die nächste Zeit?
Ich bin gespannt, ob es zu einem «Durchbruch» von Weblogs im deutschsprachigen Bildungsbereich kommen wird, oder ob der Hype wieder abflaut. So oder so wird der Hype wohl einer kritischen Betrachtung und Systematisierung der Anwendungsmöglichkeiten weichen. Weblogs werden das Bildungswesen sicherlich nicht revolutionieren, könnten sich jedoch als Methoden im Einsatz netzbasierter Lernarrangements etablieren.
Interview Marie Jubin
http://bildung.twoday.net
Linkliste EduBlogs
Basel. BaZ. Hier finden Sie eine Link-Liste zum Thema "EduBlogs - Weblogs im Bildungsbereich. (Bei der Liste habdelt es sich um eine Auswahl.)
Das BildungsBlog
http://bildung.twoday.net/
Weblog von Sebastian Fiedler:
http://seblogging.cognitivearchitects.com/
Weblog von Oliver Wrede
http://weblogs.design.fh-aachen.de/owrede/
Publikation von Oliver Wrede: Weblogs and Discourse (anlässlich der BlogTalk-Konferenz von 23.-24.5. in Wien) http://weblogs.design.fh-aachen.de/owrede/publikationen/weblogs_and_discourse
Homepage der BlogTalk-Konferenz in Wien (23.-24.5.2003)
htp://blogtalk.net
Educational Bloggers Network eBN:
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Lernen im Web EB Zürich (Verschiedene Blogs)
http://pinguino.eb-wolfbach.ch/lehrgangm/gabriela/blog/
http://pinguino.eb-zuerich.ch/it4911/blog/
http://pinguino.eb-zuerich.ch/lehrgangb04/blog/
EduBlogs - Weblogs in Education (Übersicht) http://wwwtools.cityu.edu.hk/news/newslett/edublogs.htm
Seb's Open Research (Sébastien Paquet)
http://radio.weblogs.com/0110772/
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http://blog.mathemagenic.com/
Weblogs at Harvard Law
http://blogs.law.harvard.edu/
ASUonline Weblog
http://hitchcock.dlt.asu.edu/blogs/asuonline/
Weblogs der Brooklyn International Highschool (Joe Luft)
http://www.brooklyninternational.org/jluft/
eSchoolNEWS online
http://www.eschoolnews.com/
SchoolBlogs:
http://www.schoolblogs.com/
Middlebury College Weblogs:
http://wl.middlebury.edu/
Weblog-ed:
http://www.weblogg-ed.com
Grosse Link-Sammlung zu EduBlogs und Blogs in Education:
http://alterego.manilasites.com/stories/storyReader$212
© 2003 National Zeitung und Basler Nachrichten AG - Erschienen am 15.6.2003
Cyberwriter - 26. Jun, 14:10 - Presse
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