Ivo Bachmann und das neue BaZ-Konzept
Journalismus als Dienstleistung – die neue Rolle einer modernen Regionalzeitung
Vortrag des neuen BaZ-Chefredaktors Ivo Bachmann vor der Statistisch-Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Basel am 1. Dezember 2003 blieb nicht ohne Nachwirkungen. Hier ein subjektiv ausgesuchter Ausschnitt aus dem Vortrag:
Noch immer sehen viele Berufskollegen in ihren Lesern reine Informationsempfänger. Interaktion oder Kooperation, gar ein regelmässiger Dialog ist selten gefragt. Es gibt sogar Leserbriefverantwortliche, die sich täglich über ihre Kundschaft ärgern und jeden direkten Leserkontakt als Belästigung empfinden.
Zu diesem Thema hatten wir beim Beobachter mal eine sehr angeregte Diskussion. Es ging um ein neues Grundkonzept und dabei um die Frage, wie wir unseren Leserinnen und Lesern begegnen. Und wie wir sie benennen.
Mein Vorschlag war, künftig konsequent von Kundinnen und Kunden statt von Leserinnen und Lesern zu reden. Und dies nicht nur, um der Multimedialität des Titels gerecht zu werden. Der Begriff „Kunde“ beinhaltet mehr: Er steht auch für ein besonderes Verhältnis zum Leser, zur Zuschauerin, zum Zuhörer. Ein Kunde hat Rechte, hat Interessen, hat Ansprüche; er ist aktiver und gleichberechtigter ins Geschehen involviert.
Der Zoff war programmiert. Redaktoren als Kundenberater?! Der Chefredaktor hatte wohl schlecht geschlafen. Leser sind doch keine Kunden! Inserenten sind Kunden! Und um die kümmert sich die Anzeigenabteilung im Verlag.
Nun, mir ging es damals eigentlich nicht so sehr um den konkreten Begriff. Sehr wichtig schien mir aber die Diskussion darüber, wie wir Journalisten unserem Publikum begegnen. Wie reagieren wir zum Beispiel auf Kritik? Was machen wir mit unbequemen Lesermeinungen? Und ganz generell: Wie wichtig ist uns das, was unsere Leser bewegt? Es ging mir also nicht um Quote und Kommerz; es ging mir um eine Haltung. Journalismus ist nicht Dienst am Bildschirm; Journalismus ist Dienst am Leser.
Hier gibt's den kompletten Vortrag im Wortlaut zum Nachlesen.
[Quelle: Onlinereports von Peter Knechtli ]
....und eine sehr verwandte, interessante Vergleichs-Quelle: "WE-Media" : http://www.hypergene.net/wemedia/ ;-))
Historically, journalists have been charged with informing the democracy. But their future will depend not on only how well they inform but how well they encourage and enable conversations with citizens. That is the challenge. (siehe auch Eintrag von Cybi vom September.)
Back to life, back to reality ! :-))
Vortrag des neuen BaZ-Chefredaktors Ivo Bachmann vor der Statistisch-Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Basel am 1. Dezember 2003 blieb nicht ohne Nachwirkungen. Hier ein subjektiv ausgesuchter Ausschnitt aus dem Vortrag:
Noch immer sehen viele Berufskollegen in ihren Lesern reine Informationsempfänger. Interaktion oder Kooperation, gar ein regelmässiger Dialog ist selten gefragt. Es gibt sogar Leserbriefverantwortliche, die sich täglich über ihre Kundschaft ärgern und jeden direkten Leserkontakt als Belästigung empfinden.
Zu diesem Thema hatten wir beim Beobachter mal eine sehr angeregte Diskussion. Es ging um ein neues Grundkonzept und dabei um die Frage, wie wir unseren Leserinnen und Lesern begegnen. Und wie wir sie benennen.
Mein Vorschlag war, künftig konsequent von Kundinnen und Kunden statt von Leserinnen und Lesern zu reden. Und dies nicht nur, um der Multimedialität des Titels gerecht zu werden. Der Begriff „Kunde“ beinhaltet mehr: Er steht auch für ein besonderes Verhältnis zum Leser, zur Zuschauerin, zum Zuhörer. Ein Kunde hat Rechte, hat Interessen, hat Ansprüche; er ist aktiver und gleichberechtigter ins Geschehen involviert.
Der Zoff war programmiert. Redaktoren als Kundenberater?! Der Chefredaktor hatte wohl schlecht geschlafen. Leser sind doch keine Kunden! Inserenten sind Kunden! Und um die kümmert sich die Anzeigenabteilung im Verlag.
Nun, mir ging es damals eigentlich nicht so sehr um den konkreten Begriff. Sehr wichtig schien mir aber die Diskussion darüber, wie wir Journalisten unserem Publikum begegnen. Wie reagieren wir zum Beispiel auf Kritik? Was machen wir mit unbequemen Lesermeinungen? Und ganz generell: Wie wichtig ist uns das, was unsere Leser bewegt? Es ging mir also nicht um Quote und Kommerz; es ging mir um eine Haltung. Journalismus ist nicht Dienst am Bildschirm; Journalismus ist Dienst am Leser.
Hier gibt's den kompletten Vortrag im Wortlaut zum Nachlesen.
[Quelle: Onlinereports von Peter Knechtli ]
....und eine sehr verwandte, interessante Vergleichs-Quelle: "WE-Media" : http://www.hypergene.net/wemedia/ ;-))
Historically, journalists have been charged with informing the democracy. But their future will depend not on only how well they inform but how well they encourage and enable conversations with citizens. That is the challenge. (siehe auch Eintrag von Cybi vom September.)
Back to life, back to reality ! :-))
Cyberwriter - 7. Dez, 22:57 - online Journalism
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
stip - 8. Dez, 09:13
Welcome back
- schön, dich wieder zu lesen!
und im Übrigen: Ich finde den Begriff "Kunde" richtig, weil er vor Eitelkeit, Überschätzung, Arroganz und Selbstbefriedigung schützen kann (leider nur "kann", einen wirklichen Schutz gibt's nicht, außer wenn der Kunde selbst kündigt!
und im Übrigen: Ich finde den Begriff "Kunde" richtig, weil er vor Eitelkeit, Überschätzung, Arroganz und Selbstbefriedigung schützen kann (leider nur "kann", einen wirklichen Schutz gibt's nicht, außer wenn der Kunde selbst kündigt!
Cyberwriter - 8. Dez, 10:24
Danke :-)
Oh ja, das mit den Kunden ist wirklich so, kann Dir da nur beipflichten. Es wird Zeit, dass die in Redaktionen so oft verbreitete "don't-bother-calling-me attitude" geändert wird.. ;-)
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