Jean Cocteau: Opium
Ich schreibe diese Zeilen nach zwölf schlaflosen Tagen und Nächten. Der Stift wird meine Pein besser ausdrücken: das, wozu die Unzulänglichkeit der Heilkunst die Kranken verurteilt, welche ein Mittel fortwerfen, das sich zum Herrn über sie macht. In dem Blut des Opiumsüchtigen ist keine Spur Opium nachweisbar. Man träumt: eines Tages werden die Ärzte das Versteck auffinden, das Gift durch einen wahlverwandten Stoff herausziehen, wie die Schlange durch Milch. Dann muss man aber auch noch den Körper einzuschläfern und dabei doch tüchtig zu erhalten verstehen. Wie soll er sonst jähen Übergang Herbst - Frühling ertragen!
Solange sie solches nicht vermag, läuft die Wissenschaft ähnliche Gefahr wie einst bei der Hypnotisierung von Hysterikern. Erst der Doktor Sollier hat Versuche in Richtung einer Erkenntnis der Hysterie als eines Schlafzustandes gemacht. Er bringt die Kranken allmählich zum Wachen. Er kuriert nicht, sozusagen, den Morphinismus mit Morphiumgaben. Legt uns nicht die Natur das Gesetz Spartas und des Termitenhaufens auf? Darf man dieses dann verkehren? Wieweit reichen denn überhaupt unsere menschlichen Vorrechte? Wo ist die Grenze, die man nicht überschreiten darf?
Nur allein unsere geistige Blindheit, das Vorurteil, alles nach eigenem Mass zu betrachten, hat uns die Trägheit der Pflanzen in lächerlicher Weise als stille Einfalt interpretieren lassen. Was aber bei einer Entgiftung vor sich geht, das erraten wir vielleicht aus den Zeitlupefilmen des Pflanzenreiches, aus den Verzerrungen, Gebärden und Krämpfen. Einen Schritt weiter auf dem Tongebiet - und wir wollen die Blumen schreien hören!
Jean Cocteau: Opium - Tagebuch eines Entwöhnten.
Solange sie solches nicht vermag, läuft die Wissenschaft ähnliche Gefahr wie einst bei der Hypnotisierung von Hysterikern. Erst der Doktor Sollier hat Versuche in Richtung einer Erkenntnis der Hysterie als eines Schlafzustandes gemacht. Er bringt die Kranken allmählich zum Wachen. Er kuriert nicht, sozusagen, den Morphinismus mit Morphiumgaben. Legt uns nicht die Natur das Gesetz Spartas und des Termitenhaufens auf? Darf man dieses dann verkehren? Wieweit reichen denn überhaupt unsere menschlichen Vorrechte? Wo ist die Grenze, die man nicht überschreiten darf?
Nur allein unsere geistige Blindheit, das Vorurteil, alles nach eigenem Mass zu betrachten, hat uns die Trägheit der Pflanzen in lächerlicher Weise als stille Einfalt interpretieren lassen. Was aber bei einer Entgiftung vor sich geht, das erraten wir vielleicht aus den Zeitlupefilmen des Pflanzenreiches, aus den Verzerrungen, Gebärden und Krämpfen. Einen Schritt weiter auf dem Tongebiet - und wir wollen die Blumen schreien hören!
Jean Cocteau: Opium - Tagebuch eines Entwöhnten.
Cyberwriter - 10. Okt, 02:02 -
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
rip - 10. Okt, 03:22
ah, la piaf est morte, je peux mourir
goodnite ;)
Cyberwriter - 10. Okt, 15:09
*breitgrins*
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