Karl Kraus und die Blogger
Wunderbarer Artikel von Gerald Heidegger bei Telepolis:
Zieht man etwa Krausens gedruckte "Fackel" und das Weblog des bekannten US-Journalisten Andrew Sullivan (um ein Beispiel von vielen möglichen zu nennen) heran, so kann man auffallend viele Ähnlichkeiten zwischen beiden Unternehmungen feststellen. In beiden Fällen produziert ein Autor ein Medium und vertritt dieses vor allem über seine Person nach außen.
Die Erscheinungsform des Mediums entspricht jeweils der publizistischen Themenlage bzw. den Lebensumständen einer Person (Phasen intensiven Publizierens können mit Zeiträumen publizistischer Abstinenz abwechseln).
Zentrales Charakteristikum des jeweiligen Projekts ist eine Poetik der Polemik: Die Texte entstehen aus der direkten Auseinandersetzung mit dem publizistischen Gegenüber. Angriffe werden immer ad personam geführt, die Schwächen des Gegenübers ausführlich vorgeführt, die Texte des Gegners in großer Deutlichkeit bloßgestellt. Im Prinzip ist die bei Kraus eingesetzte Satire im Weblog aktueller denn je: Der fremde Text wird über das Zitat bloßgestellt, Zitat und Kommentar fügen sich zu einer neuen Textur.
(...)
Im Sinne einer Aufmerksamkeitsökonomie wird das patchworkartige Arbeiten, das sich im breiten Feld der Informationen vernetzt und die scheinbaren Originalitätsansprüche bei Seite lässt, durchsetzen. Autoren im Stile Kraus' werden sich etablieren, die das Kollagieren und das pointierte Zuspitzen bereits vorliegender Materialien beherrschen, die bereits vorhandenem Material eine neue Ordnung bzw. Stoßrichtung geben. In der Community des Web ist freilich der Leser schon wieder Redakteur. Insofern brennt im Netz mehr als eine Fackel.
Hier weiterlesen: Karl Kraus und die Blogger [Via: Telepolis ]
Zieht man etwa Krausens gedruckte "Fackel" und das Weblog des bekannten US-Journalisten Andrew Sullivan (um ein Beispiel von vielen möglichen zu nennen) heran, so kann man auffallend viele Ähnlichkeiten zwischen beiden Unternehmungen feststellen. In beiden Fällen produziert ein Autor ein Medium und vertritt dieses vor allem über seine Person nach außen.
Die Erscheinungsform des Mediums entspricht jeweils der publizistischen Themenlage bzw. den Lebensumständen einer Person (Phasen intensiven Publizierens können mit Zeiträumen publizistischer Abstinenz abwechseln).
Zentrales Charakteristikum des jeweiligen Projekts ist eine Poetik der Polemik: Die Texte entstehen aus der direkten Auseinandersetzung mit dem publizistischen Gegenüber. Angriffe werden immer ad personam geführt, die Schwächen des Gegenübers ausführlich vorgeführt, die Texte des Gegners in großer Deutlichkeit bloßgestellt. Im Prinzip ist die bei Kraus eingesetzte Satire im Weblog aktueller denn je: Der fremde Text wird über das Zitat bloßgestellt, Zitat und Kommentar fügen sich zu einer neuen Textur.
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Im Sinne einer Aufmerksamkeitsökonomie wird das patchworkartige Arbeiten, das sich im breiten Feld der Informationen vernetzt und die scheinbaren Originalitätsansprüche bei Seite lässt, durchsetzen. Autoren im Stile Kraus' werden sich etablieren, die das Kollagieren und das pointierte Zuspitzen bereits vorliegender Materialien beherrschen, die bereits vorhandenem Material eine neue Ordnung bzw. Stoßrichtung geben. In der Community des Web ist freilich der Leser schon wieder Redakteur. Insofern brennt im Netz mehr als eine Fackel.
Hier weiterlesen: Karl Kraus und die Blogger [Via: Telepolis ]
Cyberwriter - 6. Nov, 14:53 - Blogging
6 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks

kinomu - 6. Nov, 17:44
Mehr Texte vom betablogger...
Cyberwriter - 6. Nov, 21:18
Oh danke für
den Link. :-)))
Wusste gar nicht, dass diese Geschichte so alt ist,....bei Telepolis trägt der Text das Datum von heute...
Wusste gar nicht, dass diese Geschichte so alt ist,....bei Telepolis trägt der Text das Datum von heute...
kinomu - 7. Nov, 05:05
Ja, man sieht ihr das Alter gar nicht an. ;-)
ferromonte - 8. Nov, 13:53
ob kk,
wäre er ein zeitgenosse, bloggen würde? schwer zu sagen, oder?
kinomu - 9. Nov, 01:23
Ich bin mir sicher, dass Karl Kraus
heute bloggen würde. Er würde keine Kommentare zulassen (in der Fackel hat er auch keine Leserbriebe abgedruckt, nur seine Antwort darauf), vielleicht hätten auch Adolf Loos und Peter Altenberg Weblogs, gegenseitig verlinkt.
Cyberwriter - 9. Nov, 01:28
Interessanter Ansatz ..
Bin mir nicht so sicher, dass KK gebloggt hätte. Und dies aus einem ganz profanen Grund: der Verbreitung wegen. Das Blog-Format (gibt's sowas denn überhaupt) hingegen, hätte er meiner Ansicht nach geliebt.
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